Das Karten-Aufdeckspiel ist der Dauerbrenner unter den Lernspielen. Vielseitig einsetzbar, findet es Anhänger bei Lernenden aller Disziplinen.
Von Margrit Stucki
Die Erfolgsgeschichte der Pärchenkarten begann vor 45 Jahren, als der Spiele-Verleger Otto Maier Memory als «Ravensburger-Spiel 15.559» auf einer Spielwarenmesse präsen- tierte. Maier nahm das Spiel ohne Zögern ins Programm, nachdem ihm der Schweizer William Hurter die Spielidee vorgestellt hatte. Gleich nach der Präsentation im Februar 1959 waren die ersten 1000 Stück vergriffen - für damalige Verhältnisse eine Sensation.
Seither hat Ravensburger weit über 50 Millionen Memories verkauft. Allein die Schweizer Tochterfirma setzt jährlich 50'000 Exemplare ab. Memory-Fans haben sich in Klubs organisiert und messen sich bei Europameisterschaften. Mathematikstudenten stellten mit einem 1200-Teile-Memory sogar einen Weltrekord auf.
«Memory war der Türöffner für den wirtschaftlichen Erfolg und damit auch für den gesamten Spielmarkt», bestätigt Erwin Glonnegger, der damalige Programmleiter von Ravensburger.
Aus dem Ur-Memory sind mittlerweile 15 weitere Versionen entstanden, vom Tierkinder-Memory, über ein Erstes-Englisch-Memory aus der Kategorie Lernspiele, bis zum Twist-Memory aus der Think-Reihe. Bei Letzterem sind Vorder- und Rückseiten mit Bild-Motiven bedruckt die bisher höchste Herausforderung ans Merkvermögen.
Von den gut 100 Plagiaten «ist es keinem gelungen, dem Original den Rang abzulaufen», weiss Glonnegger. Im Gegenteil: «Die massgeblichen Spielehersteller der Welt anerkennen die Urheberrechte.» Und dies, obwohl der Verlag erst 1992 den Titel- und Markenschutz für seinen Verkaufsschlager erhielt.
Das Erfolgsgeheimnis von Memory liegt in der schlichten, reizvollen Idee. Das Spiel-Prinzip beruht nicht auf Sprache und ist deshalb universell. Aus der Anleitung des ersten Memory: «Dieses Spiel vereinigt so viele Vorzüge in sich, wie wenige seiner Art: Es ist trotz einfacher Spielweise ausserordentlich interessant; weder dem Alter noch der Zahl der Spieler setzt es Grenzen; es schult Gedächtnis, Konzentrationsfähigkeit und Geschicklichkeit.»
William Hurter, der Vater des Spiels, schätzte indes einen Vorzug besonders: «Bei Memory können Kinder gegen Erwachsene gewinnen ohne dass sich die Grossen zurückhalten müssen.» Tatsächlich stellen Erwachsene immer wieder fest, dass die Kleinen sie mühelos in die Tasche stecken, wenns ums Bilder-Merken geht. Ein Lerneffekt erster Güte.